Einführung
Die Heilung von Traumata ist von entscheidender Bedeutung für die langfristige körperliche und psychische Gesundheit eines Menschen.
Traumata können bisweilen auf sehr frühe, nicht verarbeitete Ereignisse zurückgehen, die während der Geburt, während der Schwangerschaft oder im Leben der Ahnen geschehen sind. Daher erfolgt Traumaheilung auf verschiedenen Ebenen.
Die Traumaheilung verläuft vertikal. Dieser vertikale Verlauf betrifft nicht nur Entwicklungstrauma, sondern kann auch bei Schocktrauma zutreffen.
Was ist ein Entwicklungstrauma?
Entwicklungstrauma bezieht sich auf traumatische Erfahrungen oder Stressoren, die während der Kindheit auftreten und die normale Entwicklung und Reifung eines Kindes beeinträchtigen. Diese Traumata können verschiedene Formen annehmen, darunter physische Misshandlung, emotionaler und sexueller Missbrauch, Vernachlässigung, Trennung von wichtigen Bezugspersonen, schwerwiegende familiäre Konflikte, Suchtprobleme der Eltern, chronische Krankheiten oder Armut.
Die Auswirkungen von Entwicklungstrauma erstrecken sich auf verschiedene Lebensbereiche, einschließlich der emotionalen, kognitiven, sozialen und physischen Entwicklung eines Kindes. Langfristig kann es das Risiko für psychische Gesundheitsprobleme wie Depressionen, Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS), Suchterkrankungen und Bindungsstörungen erhöhen.
Ein zentraler Aspekt von Entwicklungstrauma ist seine Entstehung oft innerhalb der nahen Beziehungsumgebung des Kindes. Die Qualität der Beziehung zu den Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen spielt dabei eine entscheidende Rolle. Gestörte Beziehungen oder fehlende Unterstützung können das Risiko für die Entwicklung von Entwicklungstrauma erhöhen.
Die Heilung von Entwicklungstrauma erfordert häufig eine umfassende Herangehensweise. Diese zielt darauf ab, die verschiedenen Dimensionen des Traumas zu verstehen und zu heilen, einschließlich physischer, emotionaler und sozialer Aspekte. Dazu gehören Therapie, emotionale Unterstützung, die Förderung sicherer Bindungen, Selbstfürsorgepraktiken und andere Interventionen, die darauf abzielen, die Sicherheit, Stabilität und Heilung des Betroffenen zu fördern.
Was ist ein Schocktrauma?
Schocktrauma bezeichnet die Art von Trauma, das durch plötzliche und erschreckende Ereignisse wie Autounfälle oder Überfälle ausgelöst wird. Es führt zu unmittelbaren und intensiven Reaktionen des Körpers und des Geistes auf eine extrem belastende Situation.
Die Symptome von Schocktrauma können vielfältig sein und umfassen Schock, Verwirrung, Desorientierung, Panik, Angst, körperliche Verletzungen sowie langfristige psychologische Auswirkungen wie posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Schlafstörungen, Depressionen und Angststörungen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Schocktrauma eine breite Palette von Ereignissen umfasst, einschließlich Naturkatastrophen, plötzlicher Verlust geliebter Menschen oder andere lebensbedrohliche Situationen. Es handelt sich um eine normale Reaktion des Körpers und des Geistes auf extrem stressige Ereignisse, die Unterstützung und Zeit benötigt, um zu heilen.
Die vertikale Traumaheilung
Der Wurzel des Traumas näher kommen
Vertikale Heilung bedeutet, dass die Heilung von Traumata durch verschiedene Schichten hindurch stattfindet, wobei der Heilungsprozess oft an der Oberfläche beginnt.
Mit „Oberfläche“ meine ich die Ereignisse, die noch im Gedächtnis präsent sind, an die wir uns also erinnern können.
Meiner Erfahrung nach verläuft der Heilungsprozess ähnlich einer Wendeltreppe, die durch verschiedene Ebenen des Bewusstseins und der Erinnerungen führt. Je tiefer man kommt, je weiter man sich seiner eigenen Geburt und der Zeit der Schwangerschaft nähert, desto näher kommt man der Wurzel des Traumas, vorausgesetzt, das Trauma ist in dieser Zeit entstanden.
Vertikale Traumaheilung am Beispiel
Stell dir vor, ein Trauma, das in deinem ersten Lebensjahr entstanden ist und damals nicht aufgelöst wurde (Entwicklungstrauma), begleitet dich, eingeschlossen in einem Rucksack, auf deiner Lebensreise. Die Bedürfnisse, die du in dieser Zeit hattest, aber nicht erfüllt wurden, verschwinden nicht einfach. Stattdessen manifestieren sie sich in späteren Entwicklungsphasen bis ins Erwachsenenalter hinein.
Wenn du getriggert wirst– sei es durch Gedanken oder äußere Reize – öffnet sich der Rucksack und die darin eingeschlossenen Energien werden freigesetzt. Diese können dein Erwachsenenbewusstsein überlagern und dich sprichwörtlich vernebeln. Dein unverarbeitetes Trauma wird wieder präsent und beeinflusst dich in deinem Denken, Fühlen und Handeln.
Die Zeit verläuft horizontal, doch die Heilung des Traumas geschieht vertikal, indem du dein Erwachsenen-Ich mit deinem traumatisierten Inneren Kind verbindest. Wenn mehrere jüngere Entwicklungsstufen betroffen sind, was beim Entwicklungstrauma in der Regel der Fall ist, müssen alle Stufen geheilt werden, bis du zur Wurzel des Traumas gelangst. Die Heilung erfolgt nicht zwangsläufig chronologisch. Es ist möglich, dass du während des Heilungsprozesses durch die verschiedenen betroffenen Entwicklungsstufen „springst“.
Ein erfolgreicher Heilungsprozess zeigt sich darin, dass du in emotional herausfordernden Situationen weniger bis nicht mehr getriggert wirst und infolge dessen innerlich entspannter bleiben kannst.
Eine detaillierte Visualisierung dieses vereinfachten Prozesses der vertikalen Traumaheilung findest du in meiner Zeichnung in diesem Video: Der vertikale Heilungsprozess bei Trauma.
Heilung bei verschiedenen Arten von Traumata
Meiner Erfahrung nach ist der vertikale Heilungsprozess nicht ausschließlich auf Entwicklungstrauma beschränkt, sondern auf Traumata im Allgemeinen, unabhängig von der Art des Traumas oder des Alters, in dem es auftrat.
Der Heilungsprozess folgt seinem eigenen Rhythmus und verläuft nicht immer linear nach unten. Manchmal beginnt er an der Oberfläche, vielleicht im Alter von 17. Dann erinnerst du dich plötzlich an ein Ereignis aus früher Kindheit, zu dem du dann „springst“ und dieses heilst. Anschließend kann der Prozess wieder zu einem späteren, ähnlichen Ereignis „springen“. Wichtig ist, dass alle vom Trauma betroffenen Entwicklungsstufen Heilung erfahren.
Wenn zum Beispiel ein Autounfall oder ein Überfall stattgefunden hat, mag dies wie ein einzelnes Ereignis erscheinen. Doch oft geht das heutige Ereignis, wie der Unfall, auf frühere, verdrängte Ereignisse zurück.
Diese früheren Ereignisse können aus der eigenen Kindheit stammen oder von den Ahnen, also den vorherigen Generationen. Viele verdrängte Traumata lagern im Unterbewusstsein, die durch die vertikale Traumaheilung aufgearbeitet und geheilt werden können.
Das gleiche gilt auch für den Überfall. Nach einem Überfall können z. B. oberflächliche Symptome wie Unruhe, Angst, Schlafstörungen oder eine ständige innere Alarmbereitschaft auftreten, während es in den tieferen Schichten vielleicht um Fragen der Grundsicherheit, des Grundvertrauens oder des Selbstwertes geht.
Fazit – Die Kraft der vertikalen Traumaheilung
Die Heilung von Traumata ist wichtig für unsere langfristige körperliche und psychische Gesundheit und kann frühe, unverarbeitete Ereignisse betreffen, die bis zur Geburt oder den Ahnen zurückreichen.
Der vertikale Heilungsprozess verläuft durch verschiedene Bewusstseinsebenen, beginnt oft bei präsenten Erinnerungen und arbeitet sich zu tieferen unbewussten Schichten vor. Dabei kann er zwischen verschiedenen Trauma-Stufen springen, bis alle Schichten geheilt sind.
Um dir den komplexen Prozess der vertikalen Traumaheilung noch näher zu bringen, empfehle ich dir, mein Video Der vertikale Heilungsprozess bei Trauma mit einer darin enthaltenen Zeichnung anzusehen:
Weitere hilfreiche Informationen zur Traumaheilung:
Playlist Videos zu Traumaheilung & spirituelles Wachstum