Halt den Mund, wenn sich Erwachsene unterhalten!
Halt den Mund, wenn sich Erwachsene unterhalten! Als Kind habe ich diesen Satz sehr oft gehört. Wie habe ich als 3-, 6- oder 10-jährige darauf reagiert? Und was hat mir geholfen, den Glaubenssatz „Ich bin sicher, wenn ich meinen Mund halte und meine Kreativität und Spontanität unterdrücke!“ zu transformieren? Es gibt sicher noch viele weitere Ursachen, warum es manchen Menschen so schwer fällt, hervorzutreten, eine eigene Meinung zu haben und diese souverän vor anderen Menschen zu vertreten.Was bewirkte die Forderung Halt den Mund! in mir als Kind?
Ich wurde sofort still und zog mich innerlich zurück – und ging davon aus, dass die Forderung mir gegenüber richtig ist. Die Erwachsenen müssen es ja wissen! Ich fühlte mich- ausgeschlossen,
- an die Seite gestellt,
- nicht zugehörig,
- wütend,
- ängstlich,
- nicht geliebt
- und nicht verstanden mit meinen spontanen Impulsen, meiner kindlichen Neugier und meinen Wünschen.
Welche Folgen hatte die Forderung Halt den Mund! für mich als Erwachsene?
Als ich erwachsen war, drehte sich das Spiel um. Fremde Menschen waren plötzlich interessiert an mir – und an meiner Meinung! Ich hatte jedoch oft keine eigene Meinung. Ganz besonders bei den Themen nicht, wo es um mich ging! Wo es darum ging, was ich wollte – oder nicht wollte. Ich wusste es einfach nicht. Wurde ich nach meinem Standpunkt gefragt, kam ich ins Schwitzen. Ich hatte keinen! So stotterte und stolperte ich verlegen um das Thema drum herum. Mir im gesunden Austausch mit Erwachsenen eine eigene Meinung zu bilden und meinen Standpunkt souverän zu vertreten, hinter dem ich wirklich stand und der von meinem nahen Umfeld geschätzt und geachtet wurde, hatte ich als Kind nicht gelernt. Stattdessen konnte ich wunderbar mit mir allein sein und schweigen. Als Erwachsene lebte ich dieses Muster unbewusst weiter. Immer wieder war ich irritiert und fragte mich:- Wieso fiel es mir so schwer, eine Meinung zu haben und diese vor anderen Menschen zu äußern?
- Warum war mein Hals manchmal wie zugeschnürt, wenn ich etwas ansprechen wollte, was nicht im Einklang mit mir war?
- Warum wurde ich als junge Erwachsene immer wieder knallrot, wenn ich etwas ansprach, was mir wichtig war und sich alle Aufmerksamkeit plötzlich auf mich richtete?
- Warum schämte ich mich für meine Wahrheit?
- Warum hatte ich Angst, auszusprechen, was mir im Herzen wichtig und heilig war?
6 Tipps zur Transformation des Glaubenssatzes
In der therapeutisch-spirituellen Arbeit „Das innere Kind heilen“ habe ich mir diese innere Dynamik fühlbar bewusst gemacht. Für mich hat sich folgendes als hilfreich bei der Wandlung des oben benannten Glaubenssatzes erwiesen:- mich bewusst an Gesprächen beteiligen;
- offen über meine Scham und die Angst sprechen, rot anzulaufen und dafür Kommentare zu bekommen, die meine Scham noch verstärkten;
- innere Dialoge mit meinem Inneren Kind führen und ihm zeigen,
- dass es bei mir sicher ist
- und ich mich sehr freue, wenn es die eigene Wahrheit, Kreativität und Spontanität ausdrückt;
- mir eine Meinung bilden;
- meinen Standpunkt in unzähligen Klärungsgesprächen mit meinem (inneren) Vater, meiner (inneren) Mutter zu vertreten;
- verinnerlichte Botschaften der DDR-Gesellschaft auflösen;
- mich mit Menschen umgeben, denen die gleichen Werte wichtig waren und die verstanden, wovon ich sprach.
- Das alles zusammen baute meine alte Angst zunehmend ab. Vor großen Gruppen zu sprechen ist jedoch in manchen Momenten auch heute noch eine Herausforderung für mich.
Weitere hilfreiche Informationen
Entstehung von Schamgefühlen
Entstehung und Auflösung von Zweifeln
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