Wie Aufstellungen in verschiedenen Bereichen helfen: 2 Fallbeispiele

Aufstellungen zwei Fallbeispiele - Saskia John

Inhalt

Einführung

Eine Aufstellung ist eine wertvolle Unterstützung für alle, die ihr Leben und ihre Beziehungen zu anderen Menschen besser verstehen und neu ordnen möchten. Durch die innere Veränderung ordnen sich auch die äußeren Lebensumstände neu.

Das Einsatzgebiet von Aufstellungen ist dabei breit gefächert und greift in nahezu alle Lebensbereiche. Sie können sowohl bei Problemen mit den Eltern, dem Partner, den eigenen Kindern oder auch Karriereproblemen und chronischen Krankheiten helfen, die Ursachen hierfür zu verstehen und bestenfalls zu lösen.

Heute möchte ich über zwei Fallbeispiele aus meiner Praxis berichten und damit zeigen, welche weitreichenden Folgen teils ungelöste Konflikte oder Traumata aus Kindheitstagen haben können und wie diese mithilfe der gewonnenen Einsichten aus einer Aufstellung heraus gelöst werden konnten.

Fallbeispiel 1 – Fehlende Abgrenzung

Die Ausgangssituation

Elowin, eine 45-jährige Klientin, hatte Schwierigkeiten, sich gegenüber ihrer Vorgesetzten abzugrenzen. Die harte Stimme und der fordernde Blick der Chefin ließen sie innerlich immer wieder erstarren. Daher konnte die Klientin, die ich hier Elowin nenne, nicht angemessen auf die Situation antworten. Dies führte zu Frustration und Unmut, was Elowin dazu bewegte, sich das Thema in einer Aufstellung tiefer anzuschauen, um die Ursachen ihres inneren Konflikts zu erkennen und die Situation auf eine gute Weise wandeln zu können.

Die Aufstellung

Ich bat Elowin, eine Stellvertreterin für sich selbst und eine Stellvertreterin für ihre Chefin aufzustellen. Sie stellte beide recht nah in Beziehung, sodass sie sich in einem Abstand von ca. 2 Metern gegenüber standen. Daraufhin bat ich Elowin, sich zu setzen und die Dynamik der beiden Stellvertreter zu verfolgen.

Die Chefin schaute Elowin mit einem geraden offenen Blick an, während der Blick von Elowin sofort zu Boden ging. Nachdem die beiden Stellvertreter so circa eine Minute verweilten, wich die Chefin mehrere Meter von Elowin zurück. Elowin hob ihren Blick und schaute sichtlich irritiert zur Chefin.

Ich bat Elowin nun, eine Stellvertreterin für ihre Mutter zu platzieren. Interessanterweise stellte Elowin ihre Mutter genau an die Stelle, an der zuvor die Chefin stand.

Die Mutter schaute Elowins  Stellvertreterin mit forderndem Blick an, während diese erneut den Blick senkte; regungslos und erstarrt stand sie da. Das reizte die Mutter. Sie wurde immer ärgerlicher und fordernder, stemmte die Arme in die Hüften und kam wütend auf sie zu.

Elowins Stellvertreterin fühlte sich wie festgenagelt und konnte der Mutter nicht ausweichen. Von der Härte der Mutter fühlte sie sich bedroht und kniete nieder, um sich klein und unsichtbar zu machen. Dieses Verhalten weckte noch mehr Wut in der Mutter.

Plötzlich erinnerte sich die Klientin daran, wie sie sich als kleines Mädchen ähnlich gefühlt hatte, wenn ihre Mutter so mit ihr umging.

Ich ging noch einen Schritt weiter und stellte die Mutter der Mutter, Elowins Oma, vor Elowins Mutter. Dabei wurde deutlich sichtbar, dass sich auch Elowins Großmutter ihrer Tochter (Elowins Mutter) gegenüber genau so verhalten hatte, wie Elowins Mutter ihr gegenüber. Das Verhaltensmuster schien über mehrere Generationen weitergegeben worden zu sein.

Enthüllung des inneren Konflikts

Durch die Aufstellung erkannte Elowin, wie stark ihr Unvermögen, sich angemessen ihrer Chefin und anderen Autoritätspersonen gegenüber abgrenzen zu können, mit ihrer familiären Vergangenheit verwoben war.

Als Kind erlebte Elowin ähnliche Gefühle der Ohnmacht, besonders in Bezug auf ihre Mutter. Ihren kindlichen Überlebens- und Anpassungsmechanismus, sich klein zu machen, übertrug sie unbewusst auf ihre Chefin. Elowin befand sich in einer Regression, die ihre erwachsene Fähigkeit zur Abgrenzung blockierte.

Die transformative Wende

Als Elowin in der Aufstellung all die tieferen Zusammenhänge bewusst wurden, atmete sie auf. Die innere Lähmung, in der sie sich so viele Jahre gefangen fühlte, löste sich. Sie spürte mehr inneren Raum, konnte tiefer durchatmen.

Ich beendete die Aufstellung an der Stelle und empfahl Elowin, die Inhalte wirken zu lassen. 

In darauffolgenden Einzelsitzungen verarbeitete Elowin ihre Erkenntnisse und wieder erlebten Gefühle aus der Aufstellung weiter. Die emotionale Auseinandersetzung mit ihrem Inneren Kind ermöglichte es ihr, die Angst vor der Mutter

  1. zu erkennen und diese Angst in all der Größe anzuerkennen, wie sie ist, 
  2. und im weiteren Verlauf in einen gefühlten Kontakt mit ihrem Inneren Kind zu treten.


Sie lernte, sich dem Kind in ihr liebevoll und schutzgebend zuzuwenden. Schnell stellte sie fest, wie gut es ihr tat, ihre eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und klare Grenzen zu setzen. Die gesunde Hierarchie in der Familie wurde wiederhergestellt.

In Folge der vertieften inneren Heilarbeit nahm die Angst ihres Inneren Kindes mit der Zeit ab, was sich auf alle ihre Beziehungen entspannend und heilsam auswirkte.

Fazit

Dieses Fallbeispiel verdeutlicht eindrucksvoll, wie stark Kindheitserfahrungen und geprägte Verhaltensmuster in die Gegenwart hineinwirken können.

Aufstellungen bieten nicht nur Einsicht in die Ursachen, sondern auch einen Weg aus dem Wiederholungsmuster. Das Fallbeispiel zeigt, dass einmal Erlerntes nicht in Stein gemeißelt ist und Veränderung möglich ist. Elowins Geschichte inspiriert dazu, eigene Muster zu erkennen und einen Weg zu finden, sich authentisch und gesund abzugrenzen.

Das vollständige Video zum Fallbeispiel findest du hier:

 

Fallbeispiel 2 – Krankes Kind

Die Ausgangssituation

Eine Mutter kam mit ihrem neun Jahre alten Jungen zu mir in die Praxis. Die Haut an beiden Beinen des Jungen war ledrig hart, dunkelrot, chronisch entzündet und nässte an verschiedenen Stellen.

Der Junge war seit mehreren Jahren in hautärztlicher Behandlung. Sein Leiden konnte nur über die Gabe von Cortison immer wieder etwas gelindert werden. Auf mich wirkten die Beine des Jungen, als wären sie von einem alten Mann, aber nicht von einem Kind.

Dieses innere Bild teilte ich der Mutter des Jungen mit und empfahl, eine Aufstellung dazu zu machen. Die Mutter nahm den Vorschlag an und kam (allein, ohne ihren Sohn) zu einem meiner nächsten Aufstellungsseminare. 

Die Aufstellung 

Die Mutter stellte zwei Stellvertreter – für ihren Sohn und sich selbst – auf. In der Aufstellung zeigte sich schnell, dass die Mutter ihren Sohn nicht wahrnahm. Sie war in sich gekehrt und schaute an ihrem Sohn vorbei.

Ich stellte daraufhin die Eltern der Klientin mit in das Blickfeld. Es wurde deutlich, dass sie keine Verbindung zu ihrem Vater hatte.

Als ich die Klientin darauf ansprach, erzählte sie mir unter Tränen, dass sie schon in Russland eine schlechte Beziehung zu ihrem Vater hatte und dass er sehr hart zu ihr gewesen sei.

Enthüllung des inneres Konflikts

Die Frau hatte die schmerzhafte Beziehung zu ihren Vater komplett verdrängt. In Deutschland wollte sie mit ihrer Familie ein ganz normales Leben führen. Doch dann tauchte plötzlich die Hautkrankheit bei ihrem Sohn auf.

Im weiteren Verlauf der Aufstellung erinnerte sich die Klientin, dass ihr Vater jahrelang unter offenen Beinen litt. Auch daran, dass ihr Opa, der Vater des Vaters, im Krieg beide Beine verloren hatte. Nach wie vor brachte sie die Symptome bei ihrem Sohn nicht mit den offenen Beinen ihres Vaters in Verbindung.

Aufgrund der neuen Information stellte ich den Opa mit dazu. Es ergab sich seitens der Stellvertreterin für die Klientin eine sehr berührende Annäherung an den Vater und an den Opa. 

An der Stelle beendete ich die Aufstellung. Ich hatte das Gefühl, dass die Symptome des Sohnes mit der bislang fehlenden Beziehung zum Vater zu tun hatten. Über die offenen Beine des Sohnes tauchte quasi der Vater in der Familie der Klientin wieder auf.

Die transformative Wende

In weiteren Einzelsitzungen führten wir die Heilungsarbeit fort und arbeiteten intensiv die Beziehung der Klientin zu ihrem Vater und Opa auf.  

Interessant war, dass sich das Hautbild des Sohnes der Klientin innerhalb kürzester Zeit besserte. Zwei Wochen nach der Aufstellung erhielt ich überraschenderweise einen Anruf des Hautarztes. Er fragte mich, was ich mit dem Jungen gemacht hätte, da sich sein Hautbild plötzlich drastisch verbessert habe.

Ich berichtete ihm von den Erkenntnissen aus der Aufstellung. Erstaunt über diese Hintergründe, war er dankbar über meine Ausführungen, da er mit diesem Wissen seinen kleinen Patienten nun viel effektiver behandeln konnte.

Fazit

Dieses Fallbeispiel verdeutlicht, wie Familienaufstellungen auch Krankheitssymptome heilen, lindern oder verbessern können, wenn die tieferen Ursachen hinter dem Problem in den Blick kommen und emotional verarbeitet werden.

Meiner Erfahrung nach treten Symptome oft dann auf, wenn ein Beziehungsabbruch vorliegt oder die Beziehung auf einer Pflichtbeziehung basiert und keine Herzensbeziehung mehr ist. Dabei können sich Symptome bei der betreffenden Person oder auch generationsübergreifend zeigen. 

Eine gestörte Beziehung kann durch emotionale Prozessarbeit wieder in eine nahe und liebevolle Beziehung gewandelt werden. Nicht selten lösen sich dadurch auch Krankheitssymptome mit der Zeit auf. 

Das vollständige Video zum Fallbeispiel findest du hier: 

Inhalt

Saskia John

Über die Autorin:

Saskia John wurde in der ehemaligen DDR geboren und studierte dort Veterinärmedizin. Nach der Wende absolvierte sie eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. Seit 1994 arbeitet sie in ihrer eigenen Praxis. Sie unterstützt Menschen auf ihrem persönlichen Weg zu Heilung und spirituellem Wachstum.
Dabei greift sie auf langjährige Erfahrung in der Trauma Heilung, Inneren-Kind-Arbeit und in der Begleitung von Dunkelretreat-Prozessen zurück. Ihre Arbeit ist geprägt von Reisen nach China und Japan, die sie mit fernöstlichen Heilmethoden in Berührung kommen lassen.
Das Dunkelretreat ist ihr Herzens- und Forschungsprojekt. Sie selbst verbrachte insgesamt 62 Tage in absoluter Dunkelheit. „26 Tage Dunkelheit – Ein Bewusstseins-Experiment“ ist ihr zweites Buch.

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