Transgenerationale Verstrickungen: Wie Ängste der Ahnen uns formen

Transgenerationale Verstrickungen - wie Ahnenängste uns formen - Saskia John

Inhalt

Einführung

Hast du dich jemals gefragt, warum du von unerklärlichen Ängsten geplagt wirst, die scheinbar aus dem Nichts kommen? Die Antwort könnte tiefer liegen, als du denkst – in den Erfahrungen deiner Vorfahren. Vielleicht bist du unbewusst in die ungelösten emotionalen oder traumatischen Erlebnisse früherer Generationen verstrickt.

Die Weitergabe solcher Traumata über Generationen hinweg wird auch als „transgenerationales Trauma“, „familiäre Verstrickungen“ oder „transgenerationale Verstrickungen“ bezeichnet. 

In diesem Beitrag teile ich die Geschichte einer jungen Frau, deren Leben von den unverarbeiteten Kriegserfahrungen ihrer Mutter und Großmutter beeinflusst wurde. Die tiefgehende Aufstellung zeigt eindrucksvoll, wie die angstvollen Erlebnisse der Ahnen in ihr Leben hineinwirkten und wie sie sich davon lösen und einen Weg zu einem erfüllteren Leben finden konnte.

Die Ausgangssituation

Die junge Frau fühlte sich ständig überfordert und von unerklärlicher Angst geplagt. Jeder Tag war ein Kampf, und selbst alltägliche Aufgaben schienen unüberwindbar.

Auf der Suche nach Klarheit nahm sie an einem meiner Aufstellungsseminare teil, wo sich ihr eine überraschende Einsicht offenbarte.

Die Aufstellung

Die Frau, ich nenne sie hier Elowen, stellte eine Stellvertreterin für die Angst und eine Stellvertreterin für sich selbst auf. Beide Stellvertreter platzierte sie sehr nah einander zugewandt, sodass sie sich fast berührten.

Kaum standen die Stellvertreter auf ihren Plätzen, strebten sie unmittelbar auseinander.

Die echte Elowen war angesichts dieser spontanen Bewegung ziemlich verwirrt.

Während die Angst nach wie vor zur Stellvertreterin von Elowen schaute, blickte diese von der Angst weg. Ich stellte eine Frau in ihren Blick und benannte sie als Elowens Mutter.

Die Mutter ging etwas rückwärts und drehte sich von Elowen weg.

Die Angst ging einen kleinen Schritt auf die Mutter zu. Ich stellte der Mutter eine Stellvertreterin in ihren Blick und benannte sie als ihre Mutter, also die Großmutter von Elowen.

Die Großmutter drehte sich von der Mutter nach links und schaute auf ihre Enkelin Elowen. Die Angst trat genau in das Dreieck dazwischen und schaute auf die Großmutter. Elowen trat einige Schritte zurück und atmete auf.

Enthüllung des inneren Konflikts

Elowen schaute auf die Angst und ihre Großmutter. Ihre Mutter konnte sie nicht richtig sehen. An der Stelle fragte ich die echte Elowen, ob es sein könnte, dass ihre Mutter und Großmutter große Angst haben.

Elowen spürte in sich nach und meinte dann, dass ihre Großmutter im Krieg Zerstörung, Chaos und die Flucht erlebt habe. Sie musste die Kinder allein durchbringen. Ihr Mann war eingezogen worden und aus dem Krieg nicht zurückgekehrt.

Elowen konnte die Angst und die Überforderung, die ihre Oma damals erlebte, in sich nachfühlen. Die Angst übertrug sich auch auf ihre Mutter, die damals erst 5 Jahre alt war und ebenfalls von der Situation überwältigt wurde. Oma und Mutter haben diese emotional stark belastenden Kriegserfahrungen nie verarbeitet.

Die transformative Wende

Während die echte Elowen das aussprach, ging Elowens Stellvertreterin noch ein kleines Stück zurück. Der Abstand tat ihr gut. Sie konnte klarer sehen und fühlte, dass die Angst zu ihrer Mutter und Oma gehörte.

Auch die Stellvertreterinnen für die Angst, die Großmutter und die Mutter spürten das. Die Mutter ging näher an die Großmutter heran. Sie sagte, sie fühle sich klein und suche Schutz. Diese Aussage erreichte die Großmutter.

Langsam wandte sie sich ihrer Tochter zu und legte die rechte Hand auf ihre linke Schulter. Die Angst ging näher an die beiden heran. Großmutter und Mutter fühlten beide die Angst, die sie noch näher zusammenrücken ließ. Sie waren ganz aufeinander bezogen, als würden sie aneinander kleben.

Da diese Situation belastend für die Tochter der Großmutter war, stellte ich den Großvater dazu. Als er neben die Großmutter trat, fühlten alle Stellvertreter große Erleichterung. Der Großmutter liefen Tränen über das Gesicht.

Die echte Elowen war sehr berührt vom Geschehen. Ich stellte sie neben ihre Stellvertreterin und gab ihr Zeit, fühlend zu verstehen, dass die Angst und die Überforderung nicht ihre eigenen waren, sondern unbewusst durch transgenerationale Verstrickungen an sie weitergegeben wurden. .

An der Stelle beendete ich die Aufstellung, da das Wesentliche ans Licht gekommen war.

Fazit – Transgenerationale Verstrickungen lösen

Manchmal tragen wir die unverarbeiteten Lasten unserer Vorfahren, ohne es zu wissen.

Als Erwachsene können wir jedoch an unseren emotionalen Reaktionen erkennen, dass etwas in uns nicht im Einklang ist und uns dann auf den Weg der Heilung begeben, so wie Elowen es getan hat.

Die Aufstellung zeigt, wie sich die große Angst und Überforderung der Großmutter auf die folgenden Generationen übertragen haben.

Die emotionale Last, die die Großmutter während des Krieges erlebte, wurde unbewusst an ihre Tochter weitergegeben, die wiederum diese unbewusste Belastung an ihre Tochter Elowen weitertrug. Durch das Bewusstwerden dieser transgenerationalen Dynamik konnte Elowen die Quelle ihrer Angst und Überforderung verstehen und ihre Gefühle zuordnen.

Sie nahm nach der Aufstellung weitere Sitzungen zur Integration in Anspruch und konnte nach und nach die Verstrickung in sich auflösen. Die Angst baute sich ab. Elowen gewann mehr inneren Boden und inneren Halt und infolgedessen mehr Sicherheit und Selbstvertrauen, sodass sie ihren Alltag wieder mit mehr Leichtigkeit bewältigen konnte.

Die Aufstellung verdeutlicht, wie eine bewusste und gefühlte Verbindung zu den Vorfahren helfen kann, Frieden mit der Vergangenheit zu schließen und sich in der Gegenwart freier und sicherer zu fühlen.

Indem solche Verstrickungen erkannt und geheilt werden, kann weitgehend verhindert werden, dass diese emotionalen Lasten an zukünftige Generationen weitergegeben werden. Da es wahrscheinlich vielen Menschen ähnlich wie Elowen geht, hoffe ich, dass diese Aufstellung mehr Bewusstsein für transgenerationale Verstrickungen und ihre Auswirkungen schafft und dadurch ermutigt, sich selbst zu reflektieren, um mögliche übernommene Emotionen und Verhaltensweisen zu erkennen.

In meinem Video Ahnenängste und ihre machtvolle Wirkung auf die Nachfahren kannst du dir die nachgestellte Aufstellung ansehen: 

Inhalt

Saskia John

Über die Autorin:

Saskia John wurde in der ehemaligen DDR geboren und studierte dort Veterinärmedizin. Nach der Wende absolvierte sie eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. Seit 1994 arbeitet sie in ihrer eigenen Praxis. Sie unterstützt Menschen auf ihrem persönlichen Weg zu Heilung und spirituellem Wachstum.
Dabei greift sie auf langjährige Erfahrung in der Trauma Heilung, Inneren-Kind-Arbeit und in der Begleitung von Dunkelretreat-Prozessen zurück. Ihre Arbeit ist geprägt von Reisen nach China und Japan, die sie mit fernöstlichen Heilmethoden in Berührung kommen lassen.
Das Dunkelretreat ist ihr Herzens- und Forschungsprojekt. Sie selbst verbrachte insgesamt 62 Tage in absoluter Dunkelheit. „26 Tage Dunkelheit – Ein Bewusstseins-Experiment“ ist ihr zweites Buch.

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